Die digitale Fahrzeugforensik gewinnt zunehmend an Bedeutung in der modernen Unfallrekonstruktion. Neben gezielt gespeicherten Unfallinformationen wie Event-Data-Recorder-Daten (EDR) rücken auch sogenannte Freeze-Frame-Daten in den Fokus – Momentaufnahmen von Betriebsparametern, die im Zusammenhang mit Fehlern in Fahrzeugsteuergeräten automatisch gesichert werden.
Ein Freeze-Frame speichert zum Zeitpunkt eines erkannten Fehlers eine Auswahl relevanter Umgebungsdaten. Dazu gehören beispielsweise:
Obwohl diese Daten ursprünglich für Diagnose- und Wartungszwecke vorgesehen sind, können sie in bestimmten Konstellationen wichtige Hinweise für die Rekonstruktion eines Unfallgeschehens liefern – etwa dann, wenn ein technischer Fehler unmittelbar vor oder während eines kritischen Fahrmanövers auftritt.
So kann eine im Fehlerspeicher dokumentierte Fahrzeuggeschwindigkeit oder Motordrehzahl zu einem bestimmten Zeitpunkt Aufschluss über das Fahrverhalten oder den Fahrzustand geben. In Kombination mit weiteren Datenquellen – wie EDR, Drohnenbildern, Spurenlage oder Zeugenaussagen – entsteht daraus ein deutlich präziseres Bild des Unfallhergangs.
Die Nutzung von Freeze-Frame-Daten erfordert jedoch technisches Know-how: Nicht alle Steuergeräte speichern dieselben Parameter, und die Aussagekraft hängt stark vom Fahrzeughersteller sowie vom konkreten Fehlerbild ab. Zudem ist stets zu prüfen, ob der gespeicherte Fehler tatsächlich in zeitlichem oder ursächlichem Zusammenhang mit dem Unfall steht.
Freeze-Frame-Daten sind ein wertvoller Bestandteil der digitalen Fahrzeugforensik. Sie erweitern das Spektrum verfügbarer Informationen und ermöglichen – bei sorgfältiger Analyse – eine fundierte Plausibilisierung des Unfallgeschehens, insbesondere in Situationen mit eingeschränkter Spurenlage oder widersprüchlichen Aussagen.
Der Fehlercode P0198 weist auf eine unplausibel hohe Spannung am Öltemperatursensor hin, was auf einen abgerissenen oder kurzgeschlossenen Sensor hindeutet. In Kombination mit den Freeze-Frame-Daten lässt sich ableiten:
Zum Zeitpunkt des Schadens fuhr das Fahrzeug 56 km/h, war also nicht im Stand oder bei sehr niedriger Geschwindigkeit unterwegs.
Die Gaspedalstellung (19 %) und Drehzahl (2280 U/min) deuten auf eine gleichmäßige Fahrt hin, möglicherweise in einem innerstädtischen Bereich oder beim Beschleunigen nach einer Kurve.
Der Sensorfehler könnte zeitlich sehr nahe an einem Anstoß im Bereich der Ölwanne aufgetreten sein – etwa durch ein Überfahren eines Hindernisses, Aufsetzen auf einer Bordsteinkante oder einen seitlichen Anstoß auf Höhe der Fahrzeugunterseite.
Im Zusammenspiel mit Spurenbildern oder Videoaufnahmen könnte dieser Datensatz dabei helfen, den exakten Kollisionszeitpunkt zu verorten, oder auszuschließen, dass der Schaden nachträglich beim Verladen oder Bergen entstanden ist.
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