Sichtuntersuchungen

Bei der Sichtuntersuchung im Rahmen der Unfallrekonstruktion geht es darum, die Sichtbedingungen am Unfallort systematisch zu erfassen – insbesondere in Bezug auf mögliche Sichthindernisse, die den Blick der Verkehrsteilnehmer beeinflussen könnten.

 

Wesentliche Aspekte der Sichtuntersuchung

 

Ermittlung von Sichthindernissen:


Dazu zählen beispielsweise Bäume, Gebäude, Verkehrseinrichtungen oder parkende Fahrzeuge, die den Sichtbereich einschränken. Diese Hindernisse können den Blick auf andere Verkehrsteilnehmer oder auf die Fahrbahnmarkierungen beeinträchtigen.

 

Analyse der Sichtverhältnisse:


Es wird untersucht, wie weit und unter welchen Bedingungen ein Fahrer sehen konnte. Hierbei fließen Faktoren wie Tageslicht, Wetterbedingungen und eventuelle Blendungen (etwa durch die Sonne) ein.

 

Messungen und Dokumentation:


Mithilfe von Messgeräten werden Abstände, Winkel und Höhen der Hindernisse erfasst. Die resultierenden Daten helfen, den Sichtbereich quantitativ zu bewerten und gegebenenfalls zu rekonstruieren, inwieweit diese Hindernisse den Unfall beeinflusst haben könnten.

 

Relevanz für den Unfallhergang:


Eine genaue Analyse der Sichtbedingungen kann entscheidend sein, um zu klären, ob und in welchem Ausmaß Sichthindernisse zur Unfallsituation beigetragen haben. Beispielsweise können eingeschränkte Sichtfelder den Handlungsraum eines Fahrers verringern und so zu Auffahrunfällen oder Querverkehrsunfällen beitragen.

Beispiel

Im vorliegenden Beispiel handelt es sich um die Ausfahrt eines Wirtschaftsweges, bei der das Linksabbiegen mit stark eingeschränkter Sicht verbunden ist. An der Unfallstelle gilt für die vorfahrtsberechtigten Fahrzeuge auf der angrenzenden Kreisstraße ein Tempolimit von 70 km/h. Die Verkehrsanalyse zeigt, dass Fahrzeuge, die von links kommen, im Durchschnitt 56 km/h schnell fahren.

 

Die begrenzte Sichtweite des Fahrers, der aus dem Wirtschaftsweg abbiegt, beträgt lediglich 41 Meter. Bei einer angenommenen Annäherungsgeschwindigkeit von 56 km/h entspricht diese Sichtweite einer Annäherungsdauer von rund 2,6 Sekunden. Das bedeutet, dass ein Fahrzeug, welches gerade in das Blickfeld des an der Einmündung stehenden Fahrers eintritt, innerhalb dieser 2,6 Sekunden bereits die Einmündung erreichen kann. 

 

Bei diesem Abbiegemanöver benötigt das abbiegende Fahrzeug etwa 3,2 s um den Konfliktbereich zu räumen.

 

Selbst wenn vor dem Anfahren keine Fahrzeuge sichtbar waren, kann ein normales Anfahrmanöver aufgrund dieser kurzen Reaktionszeit zu einer Kollision führen.

 

 

 

 

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